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MITTELSTAND IN DEUTSCHLAND - BLOG
Der Ukraine-Krieg – eine Zeitenwende
Autor: Patrice Kaiser, MERKUR PRIVATBANK
Datum: 08.03.2022
Kategorie: Wirtschaft & Recht
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Jeden Tag gibt es Meldungen, die neue Angst und Schrecken verbreiten, nicht nur bei den Menschen in der Ukraine. Erst heute Nacht schockierte der russische Angriff auf ein Atomkraftwerk ganz Europa. Bei uns allen, Medien, Wirtschaft, Politik und BürgerInnen herrscht ein Gefühl von Ohnmacht und Ratlosigkeit, wie dieser Krieg schnellstmöglich beendet werden kann. Einzig positiver Aspekt in dieser Situation: die große Solidarität und Hilfsbereitschaft in ganz Europa und in fast allen Teilen der Gesellschaft. Das vorweg genommen soll im Folgenden versucht werden, die aktuelle Lage zu analysieren. Davon abgeleitet möchte ich mögliche Szenarien für Wirtschaft und die Kapitalmärkte erläutern. Ich bitte schon vorab zu entschuldigen, wenn dies in vielen Punkten stark technokratisch und kühl wirkt.

Was bisher geschah – Angriff Putins und weltweite Sanktionen

Ich möchte hier nur kurz auf die wichtigsten Punkte der Entwicklung der letzten Tage und die Hintergründe des Konflikts eingehen, da Sie sicher in den Medien die aktuellen Entwicklungen nah mitverfolgen. Darüber hinaus sind bei den meisten Anbietern wie ARD, ZDF, Phoenix, NTV, Welt und vielen weiteren Medien bereits umfangreiche Chroniken verfügbar.  

Der Konflikt zwischen der Ukraine besteht akut seit etwa 8 Jahren, hat seine Wurzeln jedoch in der Zeit der frühen 90iger Jahre. Die Ukraine erklärte sich im Dezember 1991 per Volksentscheid für von der damaligen UdSSR unabhängig. Die Trennung erfolgte friedlich und im gegenseitigen Einverständnis, führte aber letztlich zum vollständigen Zerfall der UdSSR. Im Budapester Memorandum erkannte Russland dann die Ukraine in den bestehenden Grenzen vollständig an. Im Gegenzug verzichtete die Ukraine auf die noch vorhandenen Atomwaffen aus sowjetischen Beständen und lieferte diese an Russland aus. In den folgenden Jahren bestand eine friedliche Koexistenz beider Staaten mit zunehmend starker wirtschaftlicher Verflechtung.

Innenpolitische Probleme, insbesondere die starke Korruption, führten 2004 und 2014 zu zwei Revolutionen. Beide mit dem Ziel, die Ukraine näher an das westlich orientierte Europa heranzuführen und letztlich einen Beitritt zur EU zu ermöglichen.

Als direkte Reaktion auf die Maidan-Revolution von 2014 annektierte Russland die Halbinsel Krim. Begründet wurde dies mit historischen Ansprüchen Russlands und mit dem Wunsch der russisch-sprachigen Bevölkerungsmehrheit. Gleichzeitig übernahmen Aufständische die östlichen Regionen Donezk und Luhansk und gründeten sogenannte Volksrepubliken, die jedoch international nicht anerkannt wurden. Versuche der ukrainischen Armee, die Gebiete zurückzugewinnen scheiterten, auch weil Russland die Aufständischen kontinuierlich unterstützte. Friedensverhandlungen unter Vermittlung Frankreichs und Deutschlands führten zu einem Waffenstillstand, der jedoch nie vollständig eingehalten wurde. 

Nach einer -rückblickend - mehrwöchigen Vorbereitungsphase eskalierte Russland am 22.02.2022 mit der Anerkennung der Republiken Luhansk und Donezk den Konflikt. Auf Basis eines Freundschaftsvertrages und eines Hilfeersuchens der Aufständischen rückten russische Truppen in die Gebiete vor. In der Nacht zum 24.02. überschritten dann russische Truppen von drei Seiten die Grenzen zur Ukraine und eröffneten so einen in den letzten 75 Jahren beispiellosen Angriffskrieg in Europa.

Entgegen der bis dahin als pessimistisch geltenden Prognosen beschränkt sich Putin dabei nicht auf den Osten der Ukraine. Ein wesentliches Angriffsziel ist die Hauptstadt Kiew. Von Anfang an leistete die ukrainische Armee, aber auch die zivile Bevölkerung intensiven Widerstand und verlangsamte so den russischen Vorstoß. Jedoch führten offensichtlich auch Nachschub- und Kommunikationsprobleme dazu, dass das vermutlich geplante russische Szenario einer schnellen Machtübernahme in der Ukraine bisher nicht eingetreten ist.

Als Reaktion auf den weltweit als völkerrechtswidrig anerkannten Überfall Russlands verhängten die EU, die USA aber auch die Schweiz, Japan, Australien und Südkorea starke Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland. Zu diesen zählen insbesondere:

  • Einfrieren von Guthaben der russischen Zentralbank
  • Einfrieren von Vermögenswerten russischer Politiker und Oligarchen, darunter auch von Putin persönlich
  • Abkopplung mehrerer russischer Geschäftsbanken des internationalen Zahlungsverkehrssystems SWIFT
  • Export- und Importbeschränkungen für verschiedene Branchen, insbesondere für Hochtechnologie
  • Aussetzung des Genehmigungsverfahrens für die Gas-Pipeline North-Stream II

Ziel aller Maßnahmen ist es, Russland zu isolieren und die russische Wirtschaft, insbesondere die Rüstungsindustrie, soweit zu schwächen, dass Russland sich genötigt fühlt, den Krieg zu beenden und in Verhandlungen einzutreten.

Als direkte Folge der Sanktionen haben viele Unternehmen die Geschäftskontakte nach Russland abgebrochen bzw. eingefroren. Dazu zählen beispielsweise VW, BMW, Apple und Google. Unternehmen, die in der Ukraine produzieren, wie Nestle oder der Autozulieferer Leoni mussten ihre Produktion in Folge der Kämpfe einstellen.

Stand 04.03.2022 halten die Kämpfe im Gesamten Osten der Ukraine, entlang der Schwarzmeerküste und im Norden um Kiew an. Russische Truppen rücken langsam, aber kontinuierlich vor und konnten erste strategisch wichtige Städte einnehmen. Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland führten bisher nicht zu einem Waffenstillstand.      

Szenarien der weiteren kurzfristigen Entwicklung

Vorweggenommen, die Beurteilung der weiteren kurzfristigen Entwicklung ist aus jedem Blickwinkel, egal ob militärisch, politisch, wirtschaftlich oder aus Sicht der Kapitalmärkte, extrem herausfordernd und mit starken Unsicherheiten versehen. In die folgende Darstellung fließen, quasi als Konklusion, die aktuell öffentlich verfügbaren Aussagen von Experten der jeweiligen Bereiche ein. Beschrieben wird jeweils die Entwicklung des Kriegs in der Ukraine und die darauf mögliche politische Reaktion Europas und der Nato.

Szenario I – Ausweitung der militärischen Operationen Russlands mit konventionellen Mitteln

Dieses Szenario ist aus Sicht der meisten Fachleute das wahrscheinlichste Szenario für die kommenden Tage. Faktisch bedeutet es eine Ausweitung und Intensivierung der Kämpfe. Die russische Armee wird weiter vorrücken und sich dem Kampf in und um die noch freien Städte Kiew, Charkiw, Odessa und Mariupol stellen. Die ukrainische Armee wird weiter intensiv Widerstand leisten, jedoch Stück für Stück in den Westen zurückgedrängt werden. Angriffe der russischen Armee auf zivile Ziele werden die Regel. Es kommt zu großflächigen Bombardements von Städten, jedoch ausschließlich mit konventionellen Waffen. Die Verluste insbesondere in der Zivilbevölkerung werden deutlich steigen. In den eroberten Gebieten werden unter dem Vorwand der „Entnazifizierung“ Säuberungsaktionen stattfinden. Das heißt führende Politiker, Militärs, russlandkritische Intellektuelle, Medien und Unternehmer werden verfolgt und inhaftiert, im schlimmsten Fall ermordet.  Starke Fluchtbewegungen nach Polen und Ungarn werden die direkte Folge sein. Die EU rechnet mit 5-7 Mio. Flüchtlingen, das UNHCR geht von bis zu 10 Mio. aus.

In diesem Szenario werden die Wirtschaftssanktionen vorerst nicht verschärft, um eine Eskalation des Krieges über die Ukraine hinaus zu vermeiden. Die Ukraine wird weiter mit Waffenlieferungen unterstützt werden. Ein militärischer Einsatz von Nato-Truppen, zum Beispiel zum Durchsetzen einer Flugverbotszone ist jedoch ausgeschlossen.

Ausschließlich die Ukraine entscheidet in diesem Szenario, wann die Kampfhandlungen enden. Da trotz des großen Einsatzes der Bevölkerung und der Unterstützung des Westens durch Waffenlieferung die Ukraine militärisch deutlich unterlegen ist, bedeutet das die Kapitulation. Als Zeitraum werden realistisch mehrere Wochen bis zu wenigen Monaten angenommen. Allerdings herrscht danach kein echter Frieden. Es wird davon ausgegangen, dass sich der Widerstand verlagert und noch über Jahre anhalten wird.

Szenario II – eine Verhandlungslösung

Sehr optimistisch gedacht – und deswegen leider auch unwahrscheinlich – ist eine friedliche Lösung. Dazu würde in den laufenden Verhandlungen zuerst ein kurzfristiger Waffenstillstand und anschließend ein Rückzug der russischen Truppen auf die Ausgangsstellungen vereinbart werden. Anschließend könnten auf internationaler Ebene die Nachkriegsordnung verhandelt werden. Die bestehenden Sanktionen würden quasi als Zug-um-Zug-Geschäft aufgehoben.

Diese Option ist ausschließlich von der Entscheidung Putins abhängig, den Krieg zu beenden. Gründe, die ihn dazu bewegen könnten, wären entweder die Einsicht, dass dieser Krieg für Russland nicht zu gewinnen ist, da der Wiederstands- und Freiheitswille der Ukraine unterschätzt wurde, oder aber innenpolitischer Druck. Letzterer könnte seitens der russischen Wirtschaft aufgebaut werden, die von den internationalen Sanktionen bereits hart getroffen ist. So forderte zuletzt der staatliche Öl-Konzern Lukoil ein Ende der Kampfhandlungen. Voraussetzung für einen Erfolg entsprechender Bemühungen ist jedoch immer die Unterstützung durch das russische Militär. Hierüber können jedoch keine seriösen Einschätzungen getroffen werden. Ebenso wenig wie über Szenarien, die den Machtverlust Putins beinhalten.

Szenario III – Vollständige Eskalation

Um es vorweg zu nehmen: Dieses Worst-Case-Szenario wird von allen belastbaren Analysen als aktuell sehr unwahrscheinlich, aber eben nicht als unmöglich angesehen. In diesem Fall würde der Krieg sich unkontrolliert auch über die Ukraine hinaus ausbreiten. Die NATO würde militärisch in den Konflikt hineingezogen, der Einsatz ultimativer Waffen wäre die Konsequenz.

Noch am ehesten könnte dieses Szenario durch einen unbeabsichtigten „Unfall“ ausgelöst werden. Wie nah man in einem Krieg an eigentlich von allen Seiten ungewünschten Ereignissen ist, zeigte die heutige Nacht. Nur um Haaresbreite – beziehungsweise wenige hundert Meter - daneben lag der Beschuss des ukrainischen Kernkraftwerks Saporischschja. Damit entging ganz Europa nur knapp einer nuklearen Katastrophe, die das Unglück von Tschernobyl bei weitem übertroffen hätte.

Anlässe für eine weitere, nicht mehr zu kontrollierende Eskalationsspirale wären außerdem der Einsatz von so genannten taktischen Atombomben oder aber auch der großflächige Einsatz von konventionellen aber extrem zerstörerischen Vakuumbomben gegen die Zivilbevölkerung. Hier könnten sich zuerst einzelne europäische Länder, später die gesamte NATO gezwungen sehen, einzugreifen. Allerdings wird der Einsatz von Atomwaffen von allen Experten als sehr unwahrscheinlich angesehen.

Entwicklung an den Kapitalmärkten

Kurzfristig am offensichtlichsten sind die Auswirkungen der Sanktionen auf Kapitalmärkte und Börsen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die eigentliche Wirkung der Sanktionen erst in den kommenden Wochen zu spüren sein wird.

Besonders deutlich trafen die Sanktionen die russische Börse. Binnen eines Tages nach Beginn des Krieges verlor der russische Leitindex RTS mehr als 50% an Wert. Zwei Tage später wurde der Handel ausgesetzt und seitdem nicht mehr geöffnet. Anhand des Handels mit Zertifikaten auf russische Aktien an der Londoner Börse lässt sich abschätzen, dass der Verlust russischer Aktien mittlerweile mehr als 95% des Wertes vor der Invasion beträgt.

Ebenfalls stark verloren hat trotz Stützungskäufen der Rubel. Er verlor gegenüber dem Dollar etwa 30%. Die Zinsen in Russland sind dagegen deutlich gestiegen. Der offizielle Leitzinssatz der Zentralbank lag zuletzt bei 20%. Die Verluste russischer Staatsanleihen, sofern sie überhaupt noch gehandelt werden, sind jedoch deutlich höher. Gleichzeitig stieg die Inflation in Russland sprunghaft auf über 10%, was vor allem an der erwartbaren Verknappung westlicher Produkte liegt.  

Mittlerweile ist der Handel mit russischen Wertpapieren, Aktien wie Anleihen, praktisch so gut wie nicht mehr möglich. Dies betrifft auch ETF und Fonds mit großem Anteil an russischen Wertpapieren. Anleger sollten hier mit einem Totalverlust rechnen. Ebenfalls nicht mehr möglich ist der Umtausch von Rubel in andere Währungen.

Aber nicht nur die russischen Kapitalmärkte sind betroffen. Insbesondere europäische und deutsche Aktien haben teils deutlich verloren. So liegt der DAX mittlerweile 16,5% tiefer als zum Jahresstart. Dagegen stiegen die Rohstoffpreise teils deutlich. Der Gaspreis liegt rund 130% höher. Aber auch die Preise von Gold, Platin, Industriemetallen und Nahrungsmitteln (Russland und die Ukraine sind die weltweit größten Getreide-Exporteure) sind deutlich gestiegen.

Die Zinsen für Staatsanleihen in den USA stagnieren, in Europa sind sie sogar gesunken. Grund dafür ist eine Flucht in „sichere Häfen“ zu denen Staatsanleihen aber eben auch Gold gehören. Bei Unternehmensanleihen ist die Entwicklung gegenläufig. Hier führten gestiegene Risikoaufschläge auf Grund der unsicheren wirtschaftlichen Situation zu tendenziell fallenden Kursen und damit moderat steigenden Renditen.

Mittelfristiger Ausblick zu Wirtschaft und Kapitalmärkten

Der Krieg in der Ukraine führte zu einem abrupten Wechsel der wirtschaftlichen Aussichten. Ging man mit dem erwarteten Ende der Corona-Pandemie bisher von einer deutlichen wirtschaftlichen Erholung aus, rechnet man aktuell nur noch mit einem schwachem Wachstum. Eher unwahrscheinlich aber keinesfalls ausgeschlossen ist eine kurze Rezession in Europa, da hier die Wirtschaft teilweise eng mit der russischen verflochten ist.

Ein Ansteigend von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit ist ebenfalls möglich. Der DIHK rechnet mit 250.000 Arbeitsplätzen, die direkt am Export nach Russland hängen. Insbesondere mittelständische Unternehmen sind hier betroffen.

Die Inflation in Deutschland und Europa wird weiter hoch bleiben und kann sogar noch ansteigen. Maßgeblich dafür sind die stark gestiegenen Energiepreise. Diese wirken sich zusätzlich preistreibend auf den Transport von Waren, insbesondere Nahrungsmittel, aus. Die hohe Inflation belastet insbesondere die Budgets kleiner und mittlerer Einkommen. Gibt es keinen staatlichen Ausgleich, verringern sich damit die Möglichkeiten zum Konsum.

Schlechtere wirtschaftliche Aussichten, weniger Konsum und weniger Exporte belasten somit vor allem die Aktienmärkte. Hier ist mit einer stark nachrichtengetriebenen Entwicklung und hohen Schwankungen zu rechnen. Jedoch ist bei einem Abklingen des Konflikts auch mit einer starken Erholungstendenz zu rechnen.

Auf der Zinsseite ist damit zu rechnen, dass sich die geplante Zinswende in Europa vorerst verzögert. Die vom Markt erwartete erste Zinserhöhung zum Ende dieses Jahrs verschiebt sich nach Meinung der meisten Analysten wahrscheinlich ins nächste Jahr. Damit ist zumindest in diesem Jahr nicht mehr mit positiven Zinsen am Geldmarkt und auf Tagesgeldern zu rechnen. 

Langfristige Auswirkungen

Die langfristigen Auswirkungen dieses Krieges auf die Gesellschaft und Wirtschaft Europas sind umfassend und in ihrer Gänze derzeit noch nicht zu überblicken. Das häufig zitierte Bild einer „historischen Zeitenwende“ ist sicher nicht übertrieben. Innere und äußerer Sicherheit werden in erster Konsequenz und sicher langfristig zu einem beherrschenden Thema. Das angekündigte Sonderbudget über 100 Mrd. EUR zur Ausrüstung der Bundeswehr, um die Verteidigungsfähigkeit wieder herzustellen, zeigt die Dimensionen. Darüber hinaus müssen Konzepte zur Cyber-Sicherheit und zur Sicherheit kritischer Infrastruktur teilweise völlig neu gedacht werden. Betroffen sind hier nicht nur Behörden sondern auch privatwirtschaftlichen Unternehmen.    

Eine große Chance gibt es für den Umstieg auf erneuerbare Energien. Sie sollen einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit Europas leisten. Geplant sind deutlich verkürzte Zulassungsverfahren, der Ausbau von Leitungskapazitäten und staatliche Zuschüsse. Zumindest außerhalb Deutschlands wird aber auch ein Ausbau von Kernenergie und die Verlängerung der Kohleförderung diskutiert.

Beide Themen, Sicherheit und Energie, bieten langfristig orientierten Anlegern aktuell mögliche Chancen für Investitionen. Jedoch sind auch die damit verbundenen Risiken immer zu berücksichtigen.

Folgen für Einlagen bei russischen Banken

Ein Hauptziel der verhängten Sanktionen sind die führenden fünf russischen Geschäftsbanken. Sie sollen vom internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten werden, damit der russische Staat und insbesondere die russische Rüstungsindustrie ihre Finanzierungsmöglichkeiten verlieren.

Insbesondere die VTB und die Sberbank haben über Tochterunternehmen in der EU in der Vergangenheit mit attraktiven Zinsen für Termingelder und Tagesgeld um Einlagen von Kunden geworben. Diese Einlagen sind jetzt durch eine mögliche Insolvenz der Banken als Folge der Sanktionen direkt gefährdet. Jedoch gilt auch für diese Konten mindestens die europäische Einlagensicherung bis zu 100.000,00 EUR je Kunde. Die VTB Direktbank mit Sitz in Frankfurt ist außerdem Mitglied im Einlagensicherungsfonds. Über diesen sind Einlagen von rund 167 Mio. EUR je Kunde abgesichert.

Wie Anleger jetzt reagieren können

Eine sehr natürliche Reaktion auf diese einschneidende und für alle beängstigende Krise ist es, entweder gar nichts zu tun oder aber, Wertpapiere, um jeden Preis abzustoßen. Beides ist der falsche Weg. Jeder Anleger sollte sein Portfolio unter Zuhilfenahme von Experten jetzt überprüfen. Werte russischer Unternehmen aber auch von Unternehmen, die durch die anstehende Transformation überwiegend belastet werden, sollten kritisch hinterfragt werden. Neu verabschiedete Sanktionen können auch fortlaufende Änderungen erforderlich machen.

Darüber hinaus ist besonders jetzt eine breite Aufstellung des Portfolios über alle Anlageklassen - Aktien, Anleihen, Immobilien und Rohstoffe - erforderlich, um für möglichst viele Eventualitäten vorbereitet zu sein. Gewinne, zum Beispiel bei Rohstoffen und Rohstoffaktien, sollten aktiv abgesichert werden, zum Beispiel durch Trailing-Stop-Order. Nutzen Sie auch dazu die Expertise Ihrer Berater.

Zuletzt ist es in der aktuellen Situation aber auch genauso wichtig, mögliche Chancen durch den gezielten Aufbau neuer Aktienpositionen zu nutzen. Dazu bietet sich nicht nur der einmalige Kauf, sondern auch ein Sparplan oder der über mehrere Quartale verteilte Kauf an.    

Der Autor
Patrice Kaiser, Vertriebs- und Produktmanager Anlage

Patrice Kaiser, 42 Jahre alt, Bankbetriebswirt und Wirtschaftspsychologe, verantwortet seit 2011 die fachliche Seite des Anlagegeschäfts in der MERKUR PRIVATBANK. Im Vordergrund seiner Arbeit steht, die Komplexität einer Vielzahl von Anlageformen und -strategien für den Kunden aufzulösen. Um die individuell beste Lösung bieten zu können, trifft er die Wertpapierauswahl anhand quantitativer und qualitativer Kriterien. Sein Ziel: die Anlagen zu finden, die langfristig überdurchschnittlich gut abschneiden.

Rechtlicher Hinweis
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